eso1105de-at — BildverÓÆffentlichung
In voller Pracht: Der Reflexionsnebel M78
16. Februar 2011
Im Mittelpunkt dieses Bildes, das mit dem MPG/ESO 2,2-Meter-Teleskop am La Silla-Observatorium in Chile aufgenommen wurde, steht das Nebelgebiet Messier 78. Die Sterne, die dieses kosmische Stillleben beleuchten, halten sich dabei dezent im Hintergrund. Das Sternlicht streut an Staubteilchen in der Nebelwolke und verleiht dem Ganzen so einen blÓ?ulichen Farbton. Mit seiner Bildvariante dieses eindrucksvollen Himmelsobjekts gewann Igor Chekalin den Astrofotografie-Wettbewerb ò??ESOò??s Hidden Treasures 2010ò??.
Messier 78 ist ein Paradebeispiel fÓÌr einen Reflexionsnebeln. Die ultraviolette Strahlung der Sterne, die ihm seinen Glanz verleiht, ist zwar nicht stark genug, um das Gas des Nebels zu ionisieren und auf diese Weise zum Leuchten zu bringen. Stattdessen reflektieren Staubteilchen das Sternenlicht, das auf sie fÓ?llt. Messier 78 ist einer der hellsten Reflexionsnebel am Himmel und kann bereits mit kleineren Teleskopen beobachtet werden. Er befindet sich in einer Entfernung von 1600 Lichtjahren im Sternbild Orion, links oberhalb des linken Sterns aus dem ò??GÓÌrtelò?? des HimmelsjÓ?gers.
Diese Aufnahme von Messier 78 stammt vom MPG/ESO 2,2-Meter-Teleskop am La Silla Observatorium in Chile und basiert auf Daten, die Igor Chekalin fÓÌr das Gewinnerbild des ò??Hidden Treasuresò??-Wettbewerbs zusammengestellt hat [1].Òš
Die schwach blÓ?uliche FÓ?rbung, die der Nebel in dieser Aufnahme zeigt, entspricht seinerÒš tatsÓ?chlichen Farbgebung. Blaue Schattierungen sind typisch fÓÌr Reflexionsnebel: Sternenlicht wird von kleinen Staubpartikeln innerhalb desÒš Nebels gestreut, und dieser Prozess ist fÓÌr Licht mit kÓÌrzeren WellenlÓ?ngen, also blauem Licht, viel effektiver als fÓÌr rotes Licht, das lÓ?ngere WellenlÓ?ngen hat.
ZusÓ?tzlich zu dem schimmernden Nebel selbst zeigt die Aufnahme viele weitere Details: Ein dichtes Band aus dunklem Staub durchzieht das gesamte Bild von oben links nach unten rechts. Es schirmt das Licht der dahinterliegenden Sterne ab. Oben links erkennt man seltsam geformte, rosafarbene Strukturen, so genannte Jets: eng fokussierte MateriestrÓÆme, ausgeworfen vonÒš frisch geborenen Sternen, die noch in dichtem Staub verborgen sind.
Die Haupt-Energielieferanten fÓÌr Messier 78 sind zwei helle Sterne namens HD 38563A und HD 38563B. Der Nebel beherbergt aber noch viele weitere Sterne, unter anderem eine Ansammlung von 45 massearmen, jungen Sternen, so genannten T-Tauri-Sternen, die weniger als 10 Millionen Jahre alt sind und in deren Zentralbereichen die notwendige Temperatur zum Einsetzen der Wasserstoff-Kernfusion noch nicht erreicht wurde. Die Kernfusion ist die Energiequelle, die fÓÌr das Leuchten von erwachsenen Sternen wie unserer Sonne verantwortlich ist. Untersuchungen an T-Tauri-Sternen sind von groÓ?er Bedeutung fÓÌr das VerstÓ?ndnis der ersten Stadien der Sternentstehung und die KlÓ?rung der Frage wie sich Planetensysteme bilden.
Bemerkenswert an Messier 78 ist, dass der Nebelkomplex sich im Laufe der letzten zehn Jahre deutlich verÓ?ndert hat. Im Februar 2004 fotografierte der erfahrene Amateurastronom Jay McNeil die Himmelsregion mit einem Teleskop von nur 75 mm Durchmesser und fand auf der Aufnahme ÓÌberraschenderweise einen hellen Nebel ò?? das fÓ?cherfÓÆrmige Objekt am unteren Bildrand ò??, und dies an einer Stelle, an der zuvor auf den meisten Bildern nichts zu erkennen war. Es stellte sich heraus, dass es sich bei dem hellen Objekt um einen stark verÓ?nderlichen Reflexionsnebel um einen jungen Stern handelt. Inzwischen trÓ?gt es den Namen ò??McNeils Nebelò??.
Das hier gezeigte Farbbild wurde aus vielen Einzelbildern erstellt, die in SchwarzweiÓ? mit farbigen Filtern gewonnen wurden, die nur blaues, gelbgrÓÌnes beziehungsweise rotes Licht durchlassen. ErgÓ?nzt wurden die drei Farben durch Aufnahmen mit einem so genannten H-alpha-Filter, der nur das Licht von leuchtendem Wasserstoffgas passieren lÓ?Ó?t. Die Belichtungszeiten fÓÌr die verschiedenen Filter betrugen 9, 9, 17.5 beziehungsweise 15.5 Minuten.
Endnoten
[1] Igor Chekalin aus Russland entdeckte die Rohdaten, aus denen dieses Bild von Messier 78 entstanden ist, im Rahmen des Wettbewerbs ò?? ESO's Hidden Treasuresò?? (eso1102) im Datenarchiv der ESO. Mit seiner Version des BildesÒš demonstrierte er seine herausragenden FÓ?higkeiten in der Kunst der digitalen Bildbearbeitung, die ihm verdientermaÓ?en bei den ersten Preis des Wettbewerbs sicherten. Das Team von Bildbearbeitungsexperten bei der ESO hat die Rohdaten unabhÓ?ngig von Chekalin in der hÓÆchstmÓÆglichens AuflÓÆsung aufbereitet und so das hier gezeigte Bild erzeugt.
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Ó?ber die Pressemitteilung
Pressemitteilung Nr.: | eso1105de-at |
Name: | M 78, Messier 78 |
Typ: | Milky Way : Nebula : Appearance : Reflection |
Facility: | MPG/ESO 2.2-metre telescope |