eso1307de-be — BildverÓÆffentlichung
"Ein Tropfen Tinte auf hellem Sternhintergrund"
Der Wide Field Imager fÓ?ngt einen kosmischen Gecko ein
13. Februar 2013
Das hier vorgestellte Bild wurde mit dem Wide Field Imager am MPG/ESO 2,2-Meter-Teleskop am La Silla-Observatorium der ESO in Chile aufgenommen. Es zeigt den hellen Sternhaufen NGC 6520 und seine seltsame Nachbarin, die an die Silhouette eines Geckos erinnernde Dunkelwolke Barnard 86. Wir sehen dieses kosmische Paar vor einem Hintergrund aus Millionen leuchtender Sterne im hellsten Teil der MilchstraÓ?e. TatsÓ?chlich sind die Sterne der MilchstraÓ?e in dieser Himmelsregion so dicht gedrÓ?ngt, dass kaum noch dunkler Himmel zwischen ihnen zu sehen ist.
Dieser Teil des Sternbildes Sagittarius (der SchÓÌtze) beherbergt eines der am dichtesten bevÓÆlkerten Sternfelder am gesamten Himmel ò?? die groÓ?e Sagittarius-Sternwolke. Durch die Vielzahl heller Sterne entsteht ein drastischer Kontrast zu schwarzen Dunkelwolken wie Barnard 86 im Zentrum dieses neuen Bildes vom Wide Field Imager, der Kamera am MPG/ESO 2,2-Meter-Teleskop am La Silla-Observatorium der ESO in Chile.
Dieses Himmelsobjekt, eine so genannte Bok-Globule [1], wurde von seinem Entdecker Edward Emerson Barnard als ò??Tropfen Tinte auf hellem Sternhintergrundò?? [2] beschrieben. Barnard war ein amerikanischer Astronom, der neben zahlreichen weiteren BeitrÓ?gen zur Wissenschaft auch eine groÓ?e Zahl von Kometen, Dunkelwolken sowie einen Jupitermond entdeckte und fotografierte. Als auÓ?ergewÓÆhnlich begabter visueller Beobachter und Astrofotograf war Barnard der erste, der Langzeitbelichtungen zur Untersuchung von Dunkelwolken anfertigte.
Durch ein kleines Teleskop betrachtet scheint es, als ob in der Region von Barnard 86 ein Mangel an Sternen herrscht oder wir durch eine Art Fenster auf fernere und leerere Himmelsregionen blicken. In Wahrheit liegt Barnard 86 aber von uns aus betrachtet vor dem Sternfeld. Die kleinen StaubkÓÆrner, aus denen die kalte und dichte Dunkelwolke besteht, verschlucken das Licht der dahinterliegenden Sterne und machen die Wolke undurchsichtig. Vermutlich sehen wir hier die Ó?berreste der MolekÓÌlwolke, bei deren Kollaps der nahegelegene Sternhaufen NGC 6520 entstanden ist, den man im Bild ein klein wenig links von Barnard 86 entdecken kann.
Als offener Sternhaufen enthÓ?lt NGC 6520 viele heiÓ?e Sterne. Ihr blau-weiÓ?es Leuchten verrÓ?t ihr geringes Alter. Ó?blicherweise bestehen offene Sternhaufen aus einigen tausend Sternen, die sich zur selben Zeit gebildet haben und daher gleich alt sind. Die Haufen selbst bleiben meistens nur eine vergleichsweise kurze Zeit ò?? einige hundert Millionen Jahre ò?? zusammen, bevor sie langsam auseinanderdriften.
Die unglaublich groÓ?e Zahl an Sternen in diesem Himmelsareal erschwert genauere Untersuchungen des Sternhaufens. Man geht aber davon aus, dass NGC 6520 etwa 150 Millionen Jahren alt und ebenso wie seine dunkle und staubige Nachbarin etwa 6000 Lichtjahre von unserer Sonne entfernt ist.
Die wenigen Sterne, die auf dem Bild scheinbar mitten in Barnard 86 stehen, befinden sich in Wahrheit im Vordergrund, also zwischen uns und der Dunkelwolke. In den Zentren vieler Dunkelwolken bilden sich jedoch tatsÓ?chlich neue Sterne. Beispiele hierfÓÌr sind der berÓÌhmte Pferdekopfnebel (eso0202), das auffÓ?llige Objekt Lupus 3 (eso1303), und in geringerem MaÓ?e auch eine andere von Barnards Entdeckungen, der Pfeifennebel (eso1233). Ob auch in Barnard 86 Sternentstehung stattfindet, ist allerdings nicht bekannt. In den anderen FÓ?llen wird das Licht der jÓÌngsten Sterne vom umgebenden Staub verschluckt, so dass sie nur im Infrarotbereich oder bei noch grÓÆÓ?eren WellenlÓ?ngen beobachtet werden kÓÆnnen.
Endnoten
[1] Bok-Globulen wurden erstmals in den 1940er Jahren von dem Astronomen Bart Bok beobachtet. Es handelt sich dabei um sehr kalte Dunkelwolken aus Gas und Staub, in deren Zentren oft Sternentstehung stattfindet. Da die groÓ?en Mengen an Staub das Licht streuen und absorbieren, sind diese Globulen im sichtbaren Spektralbereich nahezu vollkommen undurchsichtig.
[2] Das Zitat stammt aus: E. E. Barnard ò??Dark Regions in the Sky Suggesting an Obscuration of Lightò?? vom 15. November 1913, Yerkes Observatory (online hier verfÓÌgbar).
Weitere Informationen
Das MPG/ESO 2,2-Meter-Teleskop wurde 1984 in Betrieb genommen und ist eine Leihgabe der Max-Planck-Gesellschaft an die ESO. Sein Wide Field Imager, eine astronomische Kamera mit besonders groÓ?em Blickfeld und einem Detektor mit 67 Millionen Pixeln, liefert Bilder, die nicht nur von wissenschaftlichem, sondern auch von Ó?sthetischem Wert sind.
Die EuropÓ?ische SÓÌdsternwarte ESO (European Southern Observatory) ist die fÓÌhrende europÓ?ische Organisation fÓÌr astronomische Forschung und das wissenschaftlich produktivste Observatorium der Welt. Getragen wird die Organisation durch ihre 15 MitgliedslÓ?nder: Belgien, Brasilien, DÓ?nemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Italien, die Niederlande, Ó?sterreich, Portugal, Spanien, Schweden, die Schweiz, die Tschechische Republik und das Vereinigte KÓÆnigreich. Die ESO ermÓÆglicht astronomische Spitzenforschung, indem sie leistungsfÓ?hige bodengebundene Teleskope entwirft, konstruiert und betreibt. Auch bei der FÓÆrderung internationaler Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Astronomie spielt die Organisation eine maÓ?gebliche Rolle. Die ESO betreibt drei weltweit einzigartige Beobachtungsstandorte in Nordchile: La Silla, Paranal und Chajnantor. Auf dem Paranal betreibt die ESO mit dem Very Large Telescope (VLT) das weltweit leistungsfÓ?higste Observatorium fÓÌr Beobachtungen im Bereich des sichtbaren Lichts und zwei Teleskope fÓÌr Himmelsdurchmusterungen: VISTA, das grÓÆÓ?te Durchmusterungsteleskop der Welt, arbeitet im Infraroten, wÓ?hrend das VLT Survey Telescope (VST) fÓÌr Himmelsdurchmusterungen ausschlieÓ?lich im sichtbaren Licht konzipiert ist. Die ESO ist der europÓ?ische Partner fÓÌr den Aufbau des Antennenfelds ALMA, das grÓÆÓ?te astronomische Projekt ÓÌberhaupt. Derzeit entwickelt die ESO ein GroÓ?teleskop mit 39 Metern Durchmesser fÓÌr Beobachtungen im Bereich des sichtbaren und Infrarotlichts, das einmal das grÓÆÓ?te optische Teleskop der Welt werden wird: das European Extremely Large Telescope (E-ELT).
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Ó?ber die Pressemitteilung
| Pressemitteilung Nr.: | eso1307de-be |
| Name: | Barnard 86, NGC 6520 |
| Typ: | Milky Way : Star : Grouping : Cluster : Open Milky Way : Nebula : Appearance : Dark : Bok Globule |
| Facility: | MPG/ESO 2.2-metre telescope |





